Gerichtsbarkeit in Essen-Steele von der Gründerzeit bis zur Gegenwart

Von der Gründung bis zum Ende des 2. Weltkrieges

Richter Freyse

Nach vielen Bemühungen der Stadt Steele wird in der Verordnung vom 26.07.1878 festgelegt, dass auch Steele Sitz eines Amtsgerichts nach dem neuen reichseinheitlichen Gerichtsverfassungsgesetz wird. Das Gebäude wird neben der 1874 fertiggestellten Post errichtet.

Die Arbeit des Amtsgerichts Steele beginnt am 01.10.1879 mit zwei Richtern, drei Gerichtsschreibern, zwei Kanzleiangestellten, einem Gerichtsvollzieher und einem Unterbeamten. Erster aufsichtsführender Richter wird Herr Richter Freyse. Den Amtsgerichtsbezirk bilden Stadt und Landbürgermeisterei Steele, die Gemeinden Hinsel und Holthausen, die Landbürgermeisterei Kray und Leythe, sowie das Amt Königssteele mit den altmärkischen Gemeinden Freisenbruch, Horst und Eiberg aus dem Kreis Hattingen. Zu diesem Zeitpunkt ist das Gericht für rund 20.000 Gerichtseingesessene zuständig.

Bergbau, Industrialisierung und zunehmender Handel führen zu weiterem Bevölkerungswachstum, so dass sich bis 1899 die Zahl der Gerichtseingesessenen auf 41.000 mehr als verdoppelt und das Gebäude nach Osten hin um einen Anbau erweitert wird.

1929 wird die -erstmals im Jahr 938 urkundlich erwähnte- Stadt Steele in die Großstadt Essen eingemeindet.

Im Mai 1943 führt die Zerstörung der Möhnetalsperre zu einer Überflutung der Souterrainräume des Amtsgerichts. In den letzten Kriegstagen wird der rückwärtige Teil des Gebäudes durch Bombentreffer beschädigt.

Vom Wiederaufbau 1945 bis heute

Dienstsiegel gestern und heute

Aufgrund erneuten Bevölkerungswachstums im Laufe der Wirtschaftswunderjahre wird durch das Oberlandesgericht Hamm 1958 für das Amtsgericht Essen-Steele ein weiterer Raumbedarf von 518qm festgestellt.

Nach dem ersten Sanierungsplan für Steele von 1967 sollen die historischen Gebäude der Post und des Amtsgerichts abgerissen und in einem Verwaltungszentrum im östlichen Stadtteil entsprechende Neubauten errichtet werden. Stattdessen werden nacheinander an drei verschiedenen Standorten Räume angemietet und eine Nebenstelle errichtet.

Der Bau der Großsiedlungen Bergmannsfeld, Isinger Feld und Hörster Feld in den 70er Jahren führt zu einem erheblichen Anstieg der Zahl der Gerichtseingesessenen.

Nach der Auflösung des Amtsgerichts Essen-Werden Anfang 1975 werden die Stadtteile Byfang und Kupferdreh dem Steeler Gerichtsbezirk zugewiesen.

1979 beträgt die Zahl der Gerichtseingesessenen fast 130.000 Einwohner.

Am 06.12.1984 wird das Gerichtsgebäude als Baudenkmal in die Denkmalliste der Stadt Essen eingetragen.

Wie in der Justiz insgesamt erfolgt ab den 90er Jahren in allen Abteilungen des Gerichts eine Reorganisation verschiedener Dienste und ihrer Aufgaben zu Service-Einheiten. Gleichzeitig wird für alle Rechtsgebiete eine EDV-unterstützte Bearbeitung eingeführt. Zum Ausgleich der Kosten wird parallel dazu Personal eingespart.

Nach Privatisierung der Bundespost wird das Postgebäude 1995 an das Land NRW verkauft. Post- und Gerichtsgebäude werden durch Aufzug und Treppe miteinander verbunden und nach umfangreicher Sanierung am 01.09.2000 als Amtsgericht Essen-Steele neu eingeweiht. Die letzte Nebenstelle am Dreiringplatz wird damit aufgelöst.

Am 02.04.2004 wird im Rahmen eines Tags der offenen Tür das 125jährige Bestehen gefeiert.

Zwischenzeitliche Pläne für den Neubau eines Essener Justizzentrums mit einer Schließung der Amtsgerichte Essen-Steele und Essen-Borbeck werden 2006 fallen gelassen.

Heute arbeiten im Amtsgericht Essen-Steele etwa 50 Beschäftigte für rund 100.000 Einwohner des Gerichtsbezirks.

Bildergalerie zur Geschichte des Amtsgerichts Essen-Steele

Historisches Anschauungsmaterial